Streuobstwiesen

Streuobstwiesen

Streuobstwiesen umgaben in früherer Zeit fast jeden Bauernhof und gehörten zum dörflichen Bild. Unter den Hochstammbäumen weidete das Vieh, und das Obst diente zur Selbstversorgung. Auf ihnen wuchsen viele regionaltypische Obstsorten, die dem vorherrschenden Klima bestens angepasst und gegen Schädlinge sehr widerstandsfähig waren. Um das Jahr 1930 gab es in Deutschland ca.1.500 Apfelsorten. 

Mit der EWG-Verordnung vom 09.02.1969 zur Sanierung der Obsterzeugung in der Gemeinschaft wurde die Zerstörung ganzer Kulturlandschaften veranlasst. Je Hektar gerodeter Streuobstpflanzungen wurde eine Prämie von 1.830 DM ausgezahlt. Betreut durch die Landwirtschaftskammer Münster wurden zwischen 1970 und 1973 3.137 ha Obstpflanzungen gerodet, als staatliche Belohnung dafür ca. 9.430.000 DM gezahlt. Die statistische Erhebung im Jahr 1990 ergab, dass in Nordrhein- Westfalen ca. 62% der ehemals vorhandenen Obsthochstämme verschwunden waren. Die Folge davon war auch ein dramatischer Rückgang der Tierarten, die besonders auf den Lebensraum der Streuobstwiesen angewiesen sind. 


In den 80-er Jahren setzte glücklicherweise allmählich ein Umdenken ein. Einige Baumschulen züchteten wieder alte Hochstammsorten und boten sie als Pflanzgut an. Der Kreis Unna ergriff schon frühzeitig die Initiative und unterstützte die Neuanlage bzw. die Ergänzung alter Streuobstwiesen, indem Pflanzgut kostenlos zur Verfügung gestellt wurde.

Der Arbeitskreis beteiligt sich tatkräftig an dieser Initiative. Angestrebt wird der Erhalt und die Pflege der vorhandenen Hochstammobstwiesen in Zusammenarbeit mit den Eigentümern. Neuanpflanzungen auf eigenen und öffentlichen Flächen stehen dabei im Vordergrund.

So entstand im Jahr 1990 auf einem ehemaligen Maisacker in Brambauer an der Achenbachstraße die erste Obstwiese mit 21 Hochstammbäumen. Die alten Obstsorten tragen so vornehme Namen wie Schöner von Nordhausen, Prinz Albrecht von Preußen, Freiherr von Berlepsch, Dülmener Rosenapfel u.a.m.

Mittlerweile pflegt der Arbeitskreis 10 Obstwiesen mit insgesamt 242 Hochstammbäumen. Sie teilen sich wie folgt auf:


185 Apfelbäume     (45 Apfelsorten)

  21 Birnbäume      (11 Birnensorten)

  10 Pflaumenbäume  (4 Pflaumensorten)

    9 Süß- und             ( 5 Kirschsorten)

    1 Sauerkirsche     

    2 Mirabellen

  11 Walnussbäume

    1 Pfirsichbaum

    1 Quitte

    1 Esskastanie



Besonders wertvoll ist die alte Obstwiese am Haus Oberfelde in Niederaden. Hier ist noch die einst vorhandene Artenvielfalt einer Streuobstwiese gegeben. Seit 1990 pflegt der Arbeitskreis die Obstwiese. Seit dem Jahr 1992 beteiligt sich der Arbeitskreis an den von der Naturförderungsgesellschaft des Kreises Unna (NFG) durchgeführten Apfelsammeltagen. Die gesammelten Äpfel werden abgeliefert, zu Apfelsaft gepresst und dieser anschließend zum Verkauf angeboten.

Der Arbeitskreis verkauft den NFG-Apfelsaft am Bio-Garten, Hasenweg 2, in Brambauer.

Der Erlös dieser Aktion wird zur weiteren Förderung von Streuobstwiesen verwandt, um die einst typische ländliche Nutzungsart auch zukünftig erhalten zu können.

Viele Pflanzen und Tierarten sind auf einer Streuobstwiese anzutreffen. Vor allem die Höhlen der alten Bäume werden von vielen Höhlenbrütern genutzt. Einer der Charaktervögel alter Streuobstwiesen ist der Steinkauz, unsere kleinste heimische Eulenart. Auch er kann hier Höhlen finden, in denen er seine Jungen erfolgreich aufziehen kann. Fotos und Text: M.Scholz



Apfelsammelaktionen auf unseren Obstwiesen (Angabe in Zentner/ 1 Zentner = 50kg)  NFG-Termine ausgef. in 2008/2009

1998        1999        2000        2001        2002        2003              

     36            39             49            29             80            60 

 2004       2005        2006        2007        2008         2009             

      72           37             66            16              6                8                                                                              

  2010       2011        2012        2013        2014         2015               

      51            20            33             90            55           138             

2016        2017       2018         2019        2020          2021       

   118           44          105             54          108            108           

            

 2022      2023

    125        126

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