Vögel


Vögel



Der Futterplatz im Winterhalbjahr bietet eine ideale Möglichkeit, viele der bei uns vorkommenden Vogelarten kennenzulernen. Das kann man meistens bequem am besten mit einem Fernglas sogar aus der Wohnung tun. Je nach Lage der Futterstelle können viele der nachfolgenden Arten beobachtet werden.

Foto und Text: M. Scholz

Amsel (Turdus merula)

Die Amsel zählt bei uns zu den am häufigsten vorkommenden Vogelarten. Besonders in den Siedlungsbereichen ist sie in jedem Garten, in Parks und Grünanlagen zu finden. Männchen und Weibchen sind unterschiedlich gefärbt. Das Männchen ist schwarz und hat einen gelb leuchtenden Schnabel. In der Brutzeit kann man in den Morgen- und Abendstunden seinen melodischen Gesang hören. Regenwürmer gehören zur Lieblingsspeise der Amseln. Wenn sie Junge zu versorgen haben, können sie sogar mehrere gleichzeitig im Schnabel transportieren. Im Winterhalbjahr ernähren sie sich überwiegend von Beeren.

Fotos: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Haussperling (Passer domesticus)

Allseits bekannt ist der Haussperling oder einfach Spatz. Den Namen trägt er zu Recht, hat er sich doch fast überall in seinem riesigen Verbreitungsgebiet in Eurasien sehr eng dem Menschen angeschlossen. Er versteht es sehr geschickt von den Tätigkeiten des Menschen, z.B. der Landwirtschaft, zu profitieren. So hat er sich mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn entlang dieser Trasse durch vorher unbesiedeltes Gebiet bis zur Amurmündung ausgebreitet. In anderen Kontinenten wurde er vom Menschen gezielt angesiedelt, so in Nord- und Südamerika, Australien und Neuseeland. Er kann dem Menschen gegenüber sehr zutraulich werden. Wir alle kennen die fast handzahmen Spatzen etwa in Straßencafes. Trotzdem bleibt er immer sehr vorsichtig und misstrauisch. Diese Strategie ist offenbar sehr erfolgreich.

Trotz all dieser Erfolge ist der Spatz inzwischen deutlich seltener geworden, obwohl er früher wegen seines massenhaften Auftretens oft als Schädling verfolgt wurde. Der Grund ist wohl in der veränderten Form der Landwirtschaft zu suchen: Stoppelfelder werden bald umgepflügt, gedroschen wird nicht mehr auf der Tenne, Hühner werden im Stall gehalten und nicht mehr offen auf dem Hof gefüttert. Dadurch wird ihm ein wesentlicher Teil seiner Nahrungs-grundlage entzogen. Wie wichtig für ihn solche Geflügelfütterungen sein können, kann man in jedem Zoo beobachten. Hier ist er bis heute zahlreich vertreten.

Foto: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Feldsperling (Passer montanus)

Der Feldsperling unterscheidet sich vom Haussperling durch den braunen Oberkopf und die dunklen Wangenflecken. Außerdem sind bei ihm die beiden Geschlechter gleich gefärbt. Er besiedelt eher die Ränder der menschlichen Siedlungen, Gärten, Ackergebiete und Waldränder. Ausnahmsweise kann er aber auch in den Stadtzentren vorkommen. In manchen Gegenden Asiens spielt er ganz die Rolle des Haussperlings. Auch er hat inzwischen deutlich abgenommen. Im Gegensatz zum Haussperling brütet er gern in Meisenkästen. Daran sollten wir ihn nicht hindern, ist er doch deutlich seltener als Blaumeisen und Kohlmeisen, für die diese Kästen gedacht sind. Auf dem Grundstück des Arbeitskreises in der Lippeaue haben wir deshalb extra für den Feldsperling Nistkästen aufgehängt. Eine kleine Kolonie hat sich inzwischen dort angesiedelt, 

Foto: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Kohlmeise (Parus major)

Kohlmeisen und Blaumeisen gehören sicherlich zu den bekanntesten und prominentesten heimischen Vogelarten. Unter den Meisenarten sind sie eindeutig die häufigsten. Auch unter allen heimischen Vogelarten gehören sie zur Spitzengruppe: Nach dem Brutvogelatlas des Kreises Unna nehmen sie die Plätze 3 und 5 in der Häufigkeitsskala ein. Obwohl sie also keinesfalls selten sind, richten sich besonders viele Hilfsmaßnahmen der Menschen auf diese Arten. Die Winter-fütterung ist in ihrer Zusammensetzung (viele Sonnenblumenkerne und sogenannte Meisenknödel) besonders auf die Meisen zugeschnitten. Auch Vogelnistkästen werden besonders von den beiden Arten genutzt. Dazu hat besonders ihr guter Ruf als Schädlingsvertilger beigetragen. Tatsächlich ernähren sie sich im Sommer-halbjahr überwiegend von Insekten, bevorzugt von verschiedenen Raupen. Bei Gelegegrößen von gewöhnlich 8-12 Eiern bei der Kohlmeise oder bis zu 14 bei der Blaumeise und das bei oftmals 2 Bruten im Jahr vertilgt eine Meisenfamilie tatsächlich beträchtliche Mengen dieser Tiere.

Fotos von Kohl-und Blaumeisen: M. Scholz, Text: A. Pflaume

Blaumeise (Parus caeruleus)


Schwanzmeise (Aegithalos candatus)

Die Schwanzmeise ist überwiegend schwarz-weiß gefärbt. Man erkennt sie leicht an ihrem überlangen Schwanz. Sie lebt in Wäldern mit viel Unterholz und gebüschreichen Parks. Sie baut ein kugelförmiges Nest aus Moosen und Flechten mit einem seitlichen Eingang. Außer halb der Brutzeit sieht man sie in kleinen Gruppen zusammen.

Foto: J. Heinrich, Text: M. Scholz


Rotkehlchen (Erithacus rubecula)

Das Rotkehlchen ist ein echter Sympathieträger. Mit seinen Knopfaugen, dem roten Brustgefieder und dem melodischen Gesang gehört es zu den beliebtesten Vogelarten. Es kann auch sehr zutraulich werden. Viele Hobbygärtner haben schon erlebt, dass bei der Gartenarbeit ein Rotkehlchen ganz nah herankommt und auf Futter lauert, das freigelegt wird.

Foto: J. Heinrich, Text: M. Scholz


Zaunkönig (Troglodytes troglodytes)

Wenn man den lauten schmetternden Triller des Zaunkönigs hört kann man sich nicht vorstellen, dass der Sänger klein und nur ca. 10 Gramm wiegt. Neben dem lauten Gesang ist der steil aufgerichtete Schwanz sein markantes Erkennungsmerkmal. Der Zaunkönig liebt dichtes Unterholz. Hier baut er im Geäst sein kugelförmiges Nest mit seitlichem Eingang.

Foto und Text: M. Scholz


Mönchsgrasmücke (Sylvia atrikapilla)

Das Männchen der Mönchsgrasmücke trägt eine schwarze Kappe, das Weibchen eine braune. Ihr Name kommt von der Kopfbedeckung der Mönche. Bei uns ist sie regelmäßig vertreten. Ihr Lebensraum sind dichtes Gebüsch, Hecken und Waldränder. Man hört sie viel öfter als man sie sieht. Ihr Gesang beginnt leise schwätzend und endet mit einem lauten Schlussakkord. Die Mönchsgrasmücke ist ein Zugvogel. Einzelne Exemplare überwintern aber mittlerweile auch bei uns.

Fotos: B. Glüer, Text: M. Scholz


 Buchfink (Fringilla coelebs)

Der Buchfink kann ganz unterschiedliche Lebensräume besiedeln. Auch am Futterhäuschen kann man ihn beobachten. Männchen und Weibchen sehen unterschiedlich aus.

Fotos und Text: M. Scholz


Grünfink (Carduelis chloris)

Der Grünfink ist in Parkanlagen und Gärten regelmäßig anzutreffen. Bedingt durch eine Virusinfektion ist er aber seltener geworden. Im Winterhalbjahr kann man ihn auch am Futterhäuschen beobachten. Der kräftige Schnabel weißt ihn als Körnerfresser aus. Männchen und Weibchen sehen unterschiedlich aus.

Fotos und Text: M. Scholz


Stieglitz (Carduelis carduelis)

Einer unserer farbenprächtigsten heimischen Singvögel ist der Stieglitz. Besonders im Herbst kann man ihn in Familienverbänden oder kleinen Trupps beobachten, wie er vor allem an Disteln geschickt die Samen herauspickt. Deswegen nennt man ihn auch Distelfink. Regelmäßig ist er auch auf unserem Grundstück in der Lippeaue zu sehen, wo er die hier zahlreich auftretende Nickende Distel aufsucht. Der Stieglitz ist ganzjährig bei uns vertreten. Im Flug kann man ihn an den gelben Flügelteilen und dem wellenförmigen Flug erkennen.

Fotos 1-3: H. Knüwer, Foto 4: M Scholz, Text: M. Scholz



Singdrossel (Turdus philomelos)

Im Gegensatz zur Amsel oder Schwarzdrossel ist die Singdrossel bei uns Zugvogel, auch wenn manche Exemplare in milden Wintern schon mal versuchen, hier zu überwintern. Sind die Singdrosseln aus dem Winterquartier zurück  kann man ihren auffälligen Gesang hören. Dieser Gesang ist recht leicht zu erkennen. Er ist recht laut. Die kurzen Strophen bestehen nur aus wenigen Silben und werden gewöhnlich mehrfach wiederholt. Jeder Vogel kennt allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Strophen.


Ähnlich wie die Amsel ist die Singdrossel aus der freien Landschaft in die Städte eingewandert. Dieser Vorgang setzte erst zu Beginn des 20.Jahrhunderts ein, also später als bei der Amsel. Außerdem besiedelt sie in den Ortschaften nur Flächen mit ausreichendem Anteil an Grünflächen. Anders als die Amsel ist sie deshalb in den Stadtzentren  gewöhnlich nicht zu finden.

Foto: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Kleiber (Sitta europaea)

Der Kleiber lebt in Wäldern, Parkanlagen und Bereichen mit altem Baumbestand. Hier klettert er am Stamm ruckweise nicht nur aufwärts, sondern auch kopfüber nach unten. Er ist ein Höhlenbrüter. Wie auf den Fotos zu sehen ist, klebt er zu große Einfluglöcher so weit zu bis sie für seine Körpergröße passen. Von diesem Verhalten her kommt wahrscheinlich auch sein Name.

Fotos und Text: M. Scholz


Ringeltaube (Columba palumbus)

Die Ringeltaube ist bei uns die häufigste Wildtaubenart. Sie kommt sowohl im Wald, der freien Landschaft sowie im Siedlungsbereich vor. Abgesehen von ihrer Größe und den beiden weißen Halsflecken, kann man sie besonders gut an ihrem fünfsilbigen "gugugu-gugu" Ruf erkennen. Beim Nestbau gibt sie sich nicht besonders viel Mühe. Ein paar Zweige genügen als Unterlage, so dass man schon einmal die Eier von unten sehen kann.

Foto: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Türkentaube (Streptopelia dacaocto)

Die Türkentaube stammt aus dem asiatischen Raum und ist erst nach 1950 bei uns aus Vorderasien eingewandert. Als sog. Kulturfolger ist sie bei uns im Siedlungsbereich häufig anzutreffen. Man erkennt sie sie an dem hellen beigefarbigen Gefieder, dem schwarzen Nackenring und an ihrer charakterischen Stimme, dem dreisilbigen "gugugu". 

Foto: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Hohltaube (Columba oenas)

Deutlich seltener als die beiden bereits vorgestellten Arten Ringeltaube und Türkentaube brütet bei uns die Hohltaube. In Westfalen lebt sie besonders im Münsterland mit der abwechslungsreichen Kulturlandschaft aus Acker, Grünland und Wäldern. Als einziger Höhlenbrüter unter den heimischen Taubenarten ist sie auf alte Schwarzspechthöhlen, hohle Kopfbäume und ähnliches angewiesen. Auch Nisthöhlen werden gerne angenommen und können die Bestände stützen. Nachdem die Bestände früher stark zurückgegangen waren, haben sie sich in den letzten 20 Jahren deutlich erholt.

Fotos: M. Scholz Text: A. Pflaume


Fasan (Phasianus colchicus)

Bild 1: Fasan (Männchen), Bild 2: Fasan (Weibchen), Bild 3: Schlafstätte, alle Bilder von M. Scholz

Die Fasane stammen ursprünglich aus Mittelasien und wurden bereits von den Römern in Europa als Jagdwild angesiedelt. Sie ernähren sich von Sämereien. Ein Hahn hat in der Regel mehrere Hennen um sich versammelt. Die Henne brütet auf dem Boden in einer Nestmulde. Das Gelege umfasst 8 bis 15 Eier. Die Küken sind Nestflüchter. Sie ernähren sich in den ersten Lebenswochen von Insekten. 14 Tage nach dem Schlüpfen können die Jungen fliegen.

Fotos: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Rabenkrähe (Corvus corone corone) und Elster (Pica pica)

Rabenkrähe und Elster sind zwei Arten, die von vielen Menschen besonders Jägern nicht gern gesehen werden, sind sie doch angeblich daran Schuld, dass die Bestände vieler Vögel und des Niederwildes zurückgehen. Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Darstellung nicht stimmt. Zwar gehören Eier und Jungvögel durchaus zu ihrer Nahrung, eine negative Auswirkung auf die Bestände ist aber nicht nachzuweisen. Geradezu empört reagieren manche Menschen wenn sie sehen, dass eine Elster einen hilflosen Jungvogel aus dem Nest holt. "Die Elster ist kein ökologisches sondern ein psychologisches Problem", wie es Professor Stichmann einmal ausdrückte.
Eine oft unterstellte Übervermehrung der beiden Arten ist eine unrichtige Darstellung, die übersieht, dass auch diese Arten durchaus sehr wirksamen Regulationsprozessen unterliegen. Dazu gehört z.B. auch, dass beide Arten sich gegenseitig starke Konkurrenz machen. So hat die Rabenkrähe die Elster in den letzten Jahren weitgehend aus der freien Landschaft verdrängt. Die Elster besiedelt heute überwiegend die Siedlungsbereiche.
Elster und Rabenkrähe gehören zu den Rabenvögeln und damit zu den Singvögeln, auch wenn das manchen überrascht. Rabenvögel zählen übrigens zu den besonders intelligenten Tieren. In den letzten Jahren haben Forscher bei ihnen Intelligenzleistungen nachgewiesen, die man bisher keinem Vogel zugetraut hatte. So besitzen Elstern ein Ich-Bewusstsein, was selbst unter Affen eher die Ausnahme ist.
Die Nester der beiden Arten kann man nicht nur am Dach der Elsternnester unterscheiden. Die Bilder zeigen deutlich: Rabenkrähen bauen ihre Nester gewöhnlich auf eine feste breite Unterlage. Elstern bauen sich in oftmals dünnem Geäst selbst eine trichterförmige Unterlage aus stabilen Zweigen. 

Fotos: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Saatkrähe (Corvus frugilegus)

Die Saatkrähe brütet im Gegensatz zur Rabenkrähe in Kolonien. Dadurch ist sie vor natürlichen Feinden besser geschützt, menschlichen Eingriffen aber desto mehr ausgeliefert.

Im Kreis Unna gibt es Brutkolonien in Holzwickede, Unna, Kamen und Fröndenberg sowie auf dem Gebiet der Stadt Dortmund. Die Saatkrähe unterscheidet sich von der Rabenkrähe durch ihren weißen Schnabelansatz. Die Saatkrähe ist ziemlich unbeliebt. Landwirte befürchten Frassschäden beim Getreide, Anwohner der Kolonien sind ungehalten über Lärm und Kot. Hier Toleranz zu erreichen ist kein einfaches Unterfangen.

Bild 1: M.Scholz, Bild 2: H.Buchen, Text: M. Scholz


Dohle (Corvus monedula)

Die Dohle gehört zu den Rabenvögeln. Sie ist kleiner als Raben- und Saatkrähe und gut an ihrem hellen Nackengefieder zu erkennen. Die Dohle brütet bei uns vor allem im städtischen Bereich. Hier bevorzugt sie als Höhlenbrüter Kamine als Neststandort. Da sie diese mit Geäst oft verstopft, kann es durch den behinderten Rauchabzug gefährlich für die Hausbewohner werden. Ein besserer Nistplatz sind die Außenmauern des Schlosses in Nordkirchen. Hier brüten zahlreiche Dohlen in den Nischen. In den letzten Jahren hat der Bestand wieder zugenommen. Abends kann man größere Dohlenschwärme sehen, die zu ihrem Schlafplatz fliegen.

Fotos und Text: M. Scholz


Eichelhäher (Garrulus glandarius)

Der farbenprächtige Eichelhäher gehört zur Familie der Rabenvögel. Er besiedelt Wälder, Parkanlagen und Feldgehölze. Sein lauter krächzender Ruf warnt vor allem andere Vogelarten vor Feinden. Er imitiert auch gerne verschiedene Geräusche und andere Vogelarten. Der Eichelhäher ernährt sich sowohl von pflanzlicher (Eicheln, Bucheckern u.a. Samen) und trägt damit auch zu deren Verbreitung bei, wie auch von tierischer Nahrung (Insekten, Raupen aber auch bei Gelegenheit Eier und Jungvögel).

Foto 1: J. Heinrich, Foto 2: B. Glüer, Text: M. Scholz


Weißstorch (Ciconia ciconia)

Im Jahr 1990 brüteten in ganz Nordrhein-Westfalen nur noch 3 Storchenpaare. Durch intensive Schutzmaßnahmen besonders Optimierung ihres Lebensraumes trat eine allmählige positive Bestandsentwicklung ein. Im Jahr 2018 brütete erstmalig ein Paar auf Lüner Stadtgebiet an unserem Grundstück in der Lippeaue. Von 3 geschlüpften Jungvögeln wurden 2 flügge. 2020 war das Paar ebenfalls erfolgreich. Wie 2019 flogen von 3 geschlüpften Jungvögeln 2 erfolgreich aus.

Bild fliegende Störche: B. Glüer, Bilder und Text: M. Scholz


Feldlerche (Alauda arvensis)

Die Feldlerche ist eine Vogelart der landwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie ist ein Bodenbrüter. Schon im März kann man den sog. Singflug des Männchens beobachten. Es erhebt sich in die Luft, kann an einer Stelle verweilen, sehr hoch steigen, umrundet sein Brutrevier und lässt dabei ununterbrochen seinen trellernden Gesang ertönen. In den letzten Jahren kann man den Gesang der Feldlerche immer seltener hören. Der Grund des rapiden Rückgangs liegt an der intensiven Landwirtschaft, die einen Bruterfolg oft zunichte macht. Die OAG Kreis Unna (siehe Link) führte kreisweit eine Bestandserhebung durch, um einen Überblick über das Vorkommen zu erhalten. Im Raum Lünen waren die AK-Mitglieder Angerstein, Feuerbaum, Papius, Pflaume, Prall und Scholz beteiligt. Die Abnahme der Feldlerche auch im Lüner Raum kann als besorgniserregend eingestuft werden. In den nächsten Jahren droht der Bestand in Lünen ganz zu erlöschen.

Fotos: H. Knüwer, Text: A. Pflaume


Kiebitz (Vanellus vanellus)

Der Kiebitz hat in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Der Grund liegt einmal in der Vernichtung seiner ursprünglichen Lebensräume, den Feuchtwiesen. So weicht er zum Brüten auf Wiesen und Äcker aus, die aber durch die moderne Bewirtschaftung (frühe Mahd und Bestellung der Felder zur Brutzeit) den Kiebitz nur selten erfolgreich brüten lassen. Aus diesem Grund ist im Frühling sein charakteristischer, an Akrobatik grenzender Balzflug mit den lauten Kiwit-Rufen immer seltener zu sehen und zu hören.

Am 04.04.2020 fand die Zählung der Kiebitze im Kreis Unna statt. Entsprechende Zahlen liegen nun aus den Jahren 1999, 2003, 2008, und von 2013 bis 2020 vor. Die Brutpaarzahl im Kreis Unna hat den niedrigsten Stand seit Beginn der Zählung erreicht. Auf dem Stadtgebiet von Lünen ist der Brutbestand erloschen. Die Koordination der Zählung hat in Lünen Joachim Pflaume. Ein ähnliches Schicksal wird wohl bald die Feldlerche haben. 

Foto: J. Heinrich, Text: A. Pflaume



Eisvogel (Alcedo atthis)

An der Lippe kann man den Eisvogel zu jeder Jahreszeit beobachten, vor allem wenn er nahe der Wasseroberfläche fliegt und zwischenzeitlich seinen hohen Ruf "zii" erklingen lässt. Besonders auffällig ist sein blau-orangefarbenes schillerndes Gefieder. Sein Lebensraum sind Gewässer, auf denen er im Sturzflug kleine Fische erbeuten kann. Für seine Brut braucht er Steilwände, in die er seine bis zu 1m lange Brutröhre gräbt. Nach der Entfesselung der Lippe (Beseitigung der Steinschüttungen) findet er auch hier wieder geeignete Steilwände. Seitdem kommt er an der Lippe regelmäßig vor. Wenn er in strengen Wintern keine Nahrung erreichen kann, führt dies oft zum Verlust von 90% des Bestandes. Die überlebenden Paare machen es durch mehrere Bruten im Jahr wieder wett.

Foto 1 und 2: H. Knüwer, Foto 3 und 4: M. Scholz, Text: M.Scholz


Uferschwalbe (Riparia riparia)

Die Uferschwalbe ist neben der Rauch- und Mehlschwalbe die dritte bei uns heimische Schwalbenart. Wie alle Schwalben ist sie ein Zugvogel, überwintert in Afrika und kehrt im April zu uns zurück. Die Uferschwalbe baut ihre bis 70cm tiefe Brutröhre in Steilwände. Seitdem die Lippe von den Steinschüttungen im Uferbereich befreit wurde, findet sie hier wieder ausreichend Steilwände für die Anlage ihrer Bruthöhle. An der Steilwand auf unserem Grundstück in der Lippeaue  brütet sie regelmäßig,  mit teilweise über 40 Brutpaaren. Fotoa: M. Scholz


Graureiher (Ardea cinerea)

Den Graureiher kann man in der Lippeaue regelmäßig beobachten. Er jagt hier nicht nur nach Fischen. Auf den angrenzenden Wiesen und Weiden ist er auch ein erfolgreicher Mäusejäger. Im Flug ist er an seinem eingezogenen Hals zu erkennen. In Lünen gibt es eine kleine Kolonie mit über 10 Brutpaaren. Die nächsten Brutkolonien sind an der Ruhr, im Kurler Busch sowie im Dortmunder Zoo.

Fotos: M. Scholz, Text: A. Pflaume


Silberreiher (Ardea alba)

Vor 1990 galt der Silberreiher als seltene Ausnahmeerscheinung in Deutschland. Obwohl er auf allen Kontinenten vorkommt (außer der Antarktis) und damit die größte Verbreitung aller Reiherarten besitzt, war er in Europa immer auf den Südosten beschränkt. Sein nordwestlichster Vorposten war der Neusiedler See in Österreich. Seit den 90er Jahren taucht er immer häufiger auch in Mitteleuropa auf. Hier hält er sich überwiegend im Winter auf und fliegt danach in die angestammten Brutgebiete zurück. Inzwischen sind es in Deutschland viele hundert Tiere. Auch in der Lippeaue ist er regelmäßig zu beobachten. In den Niederlanden fand 1992 bereits eine erste Brut statt. In Deutschland konnte die erste Brut erst 2012 nachgewiesen werden.
Ein Grund für die starke Ausbreitung dieser Art dürfte die starke Zunahme in Österreich und Ungarn sein. Vielleicht spielt aber auch die Klimaerwärmung eine gewisse Rolle, denn auch andere südlich verbreitete Reiherarten wie der Seidenreiher haben inzwischen schon in Deutschland gebrütet.

Fotos und Text: A. Pflaume

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