Tag- und Nachtgreife und ihre Beutetiere
Greifvögel und Eulen verschlingen ihre Beutetiere komplett. Die nicht verdaulichen Teile wie Knochen, Federn, Haare, aber auch Samenkörner werden als sogenannte Speiballen oder Gewölle wieder ausgewürgt. Da zum Beispiel die Schleiereule oder der Steinkauz nur in einem bestimmten Radius jagt, kann für diesen Bereich das Vorkommen bestimmter KleinsäugerArten festgestellt werden. Dies geschieht hauptsächlich durch Analyse der Schädelmerkmale von gefressenen Tierchen. Auch die Kleinsäuger-Angaben von H.-W. Böcking im Bioökologischen Grundlagen- und Bewertungskatalog der Stadt Dortmund, Hrsg. H. Blana, basierten auf dieser Methode.
Ein Vorreiter dieser Forschungsmethode im Ruhrgebiet war Herr Zabel, der davon in den Dortmunder Beiträgen zur Landeskunde berichtete. Anekdote: 2018 fanden wir ein riesiges Uhu-Gewölle im Süden Dortmunds, welches uns eine ungewöhnliche Perspektive eröffnete. Die erbeutete Taube hatte Weizenkörner im Kropf. Auf diese Weise gelangte der Weizen in den Wald. Heute nennt man dies modern „Agroforst“, der beteiligte „Agraringenieur“ war in diesem Fall der Uhu. An einem Rupf-Platz des Wanderfalken sahen wir merkwürdige Federn, die wir dem Wachtelkönig, der Wachtel und der Heidelerche zuordnen konnten – Durchzügler, manchmal auch Brutvögel im Ruhrgebiet.
Aus der Forschung: Durch prozentuale Auswertung der Anzahl erbeuteter Gelbhalsmäuse konnte nachgewiesen werden, dass diese Art, die früher hauptsächlich östlich des Teutoburger Waldes vorkam, ihr Areal nach Westen und Nordwesten erweitert hat. Gelbhalsmäuse nehmen gern Baumhöhlen und Nistkästen an und konkurrieren so mit Raufußkäuzen, Hornissen, Spechten, Fledermäusen, Bilchen und höhlenbrütenden Kleinvögeln. Als Beispiel für derartige Auszählungen sei die Zwergspitzmaus genannt, die in Schleiereulen-Gewöllen einen Anteil von etwa 1,7% der Anzahl aller erbeuteten Kleinsäuger erreicht.
Ein wichtiges Buch zum Thema war in den 80-er Jahren: Feldmann, Vierhaus, Schröpfer: Die Säugetiere Westfalens. Aktuell zu Säugetieren: http://saeugeratlas-nrw.lwl.org/ Autor: Volker.Heimel@gmx.de
Bild 1: Gewölle "Uhu-Weizen", Bild 2: Waldkauz, Bild 3: Präparate Ökostation Ebberg (Schwerte)
Am Horstmarer See in Lünen – es ist Corona-Zeit und das Gewässer ist abgesperrt. Ärgerlich für Menschen aber günstig für einige Vogelarten. Prompt taucht hier ein immaturer Löffler (B) auf – eine echte Rarität im Kreis Unna. Selten war die Nordische Schafstelze (B) so gut zu beobachten...............
Autor: Volker Heimel, Lessingstraße 22, 44534 Lünen, 03.August 2023
Der komplette Artikel (mit Bildern und Sonagrammen) kann hier heruntergeladen werden:
von Volker Heimel (2021)
Die Stadt Lünen (NRW) an der Lippe liegt zwischen den Bereichen der Hellwegbörde mit lehmigen Böden und dem Sand-Münsterland. Im Norden der Stadt dominieren die Lippe-Sande.
Pflanzenfreunde kommen in Lünen auf ihre Kosten. Es gibt hier Orchideen wie das Breitblättrige Knabenkraut oder die Breitblättrige Sumpfwurz (Ständel-wurz), um 2 Arten dieser Pflanzenfamilie zu nennen. An den Lippe-Deichen wachsen die rosafarbenen Reiherschnäbel und die Gemeine Ackerröte. Eine Wanderung durch den Seepark und den benachbarten Park um Schloss Schwansbell führt zu vielen botanischen Eindrücken. Reichhaltige Bestände aus Buschwindröschen und Bärlauch sind hier zu finden. Aus Gärten wanderten die Hasenglöckchen ein, nahe Verwandte der Blausterne, deren Blüten an das gelbe Scharbockskraut erinnern. Ein kleiner Bestand der Herbstzeitlose wird gehegt und gepflegt. Bei einer Reduzierung der Mahd könnte sich das Wiesenschaumkraut wieder kräftiger entwickeln.
Im Schwansbeller Bach stehen vereinzelt Sumpfschwertlilien während am nahen Teich Wasserlinsen und Waldsimsen wachsen. Auch hier ist eine schonende Mahd erforderlich, um den seltenen Sumpf-Storchschnabel zu bewahren. Ganz versteckt in einer Siedlung im Norden der Stadt wurde der Wiesen-Goldstern gefunden. Ein Relikt aus früherer Zeit ohne Überdüngung.
Zu den kleinen Pflänzchen, die wir oft übersehen, gehören das Frühlings-Hungerblümchen und der Dreifinger-Steinbrech, die beide reichlich auf Industriebrachen vorkommen. Dort ist auch die Mähnengerste als echtes Steppenelement heimisch. Unweit treffen wir auf die Nickende Distel, die wohl traurig ist, dass ihrer Pflanzengattung so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, obwohl sie eine große Bedeutung für viele Insekten- und Vogelarten besitzt.
Schauen wir auf alte Bahngleise, so entdecken wir den Unterbrochenährigen Windhalm, die Dachtrespe, das Schmalblättrige Greiskraut, den Stinkenden Storchschnabel und den Purpurstorchnabel, begleitet vom scharfen Mauerpfeffer. Gelb blühende Bestände der aus Amerika stammenden Nachtkerzen gelten als „Neophytenflur“. Sie sind nicht mit dem sogenannten Wollkraut, der Königskerze zu verwechseln.
Auch mit Farnpflanzen geizt Lünen nicht. So wächst an mancher Mauer die Mauerraute und der Braunstielige Streifenfarn, im Schlosspark Schwansbell der Straußfarn und in knapp 1 km Entfernung die Hirschzunge an einem Bahn-damm.
Findet sich am Parkplatz des ehemaligen STEAG-Kraftwerks das Silber-Birnmoos (Bryum), so ziert manche Mauer das Polsterkissenmoos (Grimmia). Viele liegende Baumstämme sind vom Zypressen-Schlafmoos (Hypnum) überzogen und auf einer Industriebrache lebt sogar in feuchten Bereichen das Torfmoos (Sphagnum). Des Weiteren spüren wir im Schlosspark Schwansbell das Sparrige Kranzmoos (Rhytidiadelphus) auf.
Suchen wir nach den urtümlichen Schachtelhalmen, so gibt es davon in Lünen mindestens 5 verschiedene Arten: Acker-Schachtelhalm, Riesen-Schachtelhalm, Sumpf-Schachtelhalm, Teich-Schachtelhalm und Winterschachtelhalm. Ob auch der Waldschachtelhalm hier vorkommt, sollte noch geklärt werden.
Zu den Sauergräsern gehören die Seggenarten, von denen die Große Segge meistens aus Gärten stammt. In den Wäldern treffen wir meistens auf die Winkel- und die Waldsegge. An Teichen und Seen wächst auch die Sumpfsegge, während wechselfeuchte, aber durchlässige, teils austrocknende Böden von der Haar-Segge besiedelt werden. Hier und da treffen wir auf die Hasenpfoten-Segge und an sauren Böschungen auf die Pillensegge. Den Horstmarer See säumt ein Schilf-Röhricht. Auch der Breitblättrige Rohrkolben kommt hier vor. Untergetaucht wachsen dort der Teichfaden, die Kanadische Wasserpest und der Wasser-Hahnenfuß. Im Preußenhafen nebenan fällt das Krause Laichkraut auf.
Da auch die Flechten wegen ihrer Symbiose aus Pilz und Alge Fotosynthese betreiben, können sie sowohl als Bestandteil des Mycobioms gelten, aber auch als echter Bestandteil der Algen-Flora eines Gebietes.
Auffallend sind im östlichen Ruhrgebiet die Gesellschaften des Schönflecks (Caloplacetum) und der Gelbflechte (Xanthoria) auf Steinen und Mauern. Nicht weniger häufig tritt auf Asphalt, Beton Dächern und Mauern die Mauer-flechten-Gesellschaft (Lecanoretum) auf. Industriestandorte weisen nicht selten Bestände der Becherflechten (Cladonia) und der Schuppen-Hundsflechte (Peltigera) auf.
Wieder zurück am Wegrand entdecken wir die Stängelumfassende Taubnessel direkt neben der Mäusegerste und vielleicht der Grünen Borstenhirse. Im Seepark blühen im Sommer die Wiesenstorchschnäbel, Wiesen-Flockenblumen und Großen Wiesenknöpfe. Aus Gärten ausgebüxt hat sich der Italienische Aronstab so manches Waldstück erobert, bisweilen neben dem Gefingerten Lerchensporn.
Wir gehen einen trockenen Weg entlang, der aus Haldenmaterial besteht.
Am Rand wächst flächendeckend das Kleine Habichtskraut. In einer Wiese im benachbarten Privatgarten breitet sich das Orangerote Habichtskraut aus, während auf der Begrenzungsmauer das Mauer-Habichtskraut wächst.
Der Weg führt weiter auf einen Parkplatz mit typischer Pflasterritzen-Vegetation. Dort finden wir das Niederliegende Mastkraut und das Frühlings-Hungerblümchen. Der Parkplatz geht in einen unversiegelten Bereich über, den Lebensraum der Gänsefingerkraut-Trittgesellschaft. Noch weiter abseits wächst in wassergefüllten Lehmpfützen und Wagenspuren die Gesellschaft des Knick-Fuchsschwanzes. Den Saum des Parkplatzes bildet ein Bestand der Tauben Trespe.
In der Siedlung sind manche Garagendächer bewachsen von der Grünen Borstenhirse, der Weißen Fetthenne und manchmal von der Tripmadam.
In ein kleines Wäldchen wandert zunehmend der Kirschlorbeer ein, der inzwischen ausreichend hohe Keimtemperaturen vorfindet.
Das angrenzende Feld beherbergt den Zurückgebogenen Amaranth und die Hühnerhirse neben dem Windhalm. Auch der Grünährige Amaranth (A. powellii) wächst hier und dort ebenso wie der Acker-Gauchheil.
Zurück in der Siedlung fallen die blauen Ehrenpreise auf. So der Persische Ehrenpreis, der Efeu-Ehrenpreis und im Scherrasen der Fadenförmige Ehrenpreis, der Feld-Ehrenpreis und der Quendelblättrige Ehrenpreis. Ab und zu ist bei nicht all zu starker Beanspruchung auch der Gamander-Ehrenpreis hier anzutreffen.
Auch die Gemeine Ackerröte ist als früheres Ackerwildkraut in Scherrasen eingewandert und hält sich hier ausdauernd.
Volker.Heimel@gmx.de
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